In den letzten Monaten haben Unternehmen aus allen Bereichen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die eine oder andere Art zu spüren bekommen. Zu den besonders hart betroffenen Branchen zu Beginn der Pandemie zählten der Handel und die Lieferkette. Sie wurden mit einem enormen Anstieg der Nachfrage nach Haushaltsprodukten und nicht verderblichen Lebensmitteln konfrontiert.
Um zu verstehen, wie die Lieferkettenbranche auf die Ereignisse der letzten Monate reagiert hat, haben wir uns mit Gareth Bennett, Head of Product Strategy bei OmPrompt, unterhalten. OmPrompt ist ein Anbieter für intelligente Lösungen zur Automatisierung und Verwaltung von Auftragsverwaltungsprozessen und Kunde von InterSystems. Im Folgenden spricht Gareth Bennett über die Auswirkungen von COVID-19 auf die digitale Transformation in der Lieferkette. Er erklärt, wie Händler und Lieferanten ihre Zusammenarbeit verbessern können und welche Möglichkeiten sie haben, sich auf unerwartete Nachfragespitzen vorzubereiten.
Wie hat sich COVID-19 auf die digitale Transformation in der Lieferkette ausgewirkt?
Die digitale Transformation hat in letzter Zeit enorm an Fahrt aufgenommen. Ein Großteil der Lieferkettenunternehmen sah sich plötzlich mit enormen Nachfragesteigerungen konfrontiert, und vielen der eher traditionellen Unternehmen fehlt die Skalierbarkeit und die Flexibilität, um damit umzugehen. Während des Höhepunkts der Pandemie verzeichneten manche Unternehmen in nur einer Woche eine Umsatzsteigerung von 400 % – es war, als fände das Weihnachtsgeschäft gleich mehrmals statt. Diese Unternehmen hatten keine Technologieplattformen für ihre kritischen Prozesse, um die größere Nachfrage zu bedienen und positive Kundenerlebnisse zu unterstützen. Das war äußerst schwierig, und diese Herausforderung hat die digitale Transformation enorm vorangetrieben.
Die Krise hat die Lücken und Schwächen von geschäftskritischen Lieferkettenprozessen für viele Unternehmen verdeutlicht. Deshalb waren sie gezwungen, einige digitale Transformationspläne voranzutreiben, um diese Lücken zu schließen und die Herausforderungen zu meistern. Mir ist aufgefallen, dass insbesondere B2B-Unternehmen ihre Anstrengungen erhöhen und versuchen müssen, Prozesse zu optimieren, ein besseres Kundenerlebnis bereitzustellen und von B2C-Umgebungen zu lernen. Lieferkettenunternehmen, bei denen die digitale Transformation bereits weiter vorangeschritten war, konnten sich schneller an das veränderte Verbraucherverhalten anpassen.
Wie wichtig ist eine 360-Grad-Ansicht von Lieferkettenpartnern und wie kann diese erreicht werden?
Für Händler ist die umfassende Transparenz ihrer Lieferkettenpartner unerlässlich. Doch dies zu erreichen, kann schwierig sein. Grund ist oft die mangelnde Verfügbarkeit, Aktualität und Qualität von Daten. Technologie, engere Zusammenarbeit von Händlern und ihren Lieferanten sowie bessere Kundeninformationen können hier Abhilfe schaffen.
Konnektivität und die Integration der Systeme von Händlern und Lieferanten können die wesentlichen Informationen liefern, um Probleme abzuwenden, bevor sie sich auf den Kunden auswirken. Lieferanten sollten Händler deutlich und so frühzeitig wie möglich über Probleme informieren, mit denen sie konfrontiert sind. Nur so können Händler ihre Abläufe anpassen und besser planen.
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit muss der Lieferant verstehen, welche Daten seine Kunden im Handel benötigen und wie genau sie diese einsetzen. Gleichermaßen müssen Händler verstehen, wie sie ihre Lieferanten unterstützen können. Dieser Informationsaustausch ist womöglich nicht immer angenehm für die Beteiligten – für einen vollständen Überblick und ein umfassendes Verständnis der gegebenen Situation sowie für die Planung und bedarfsgerechte Anpassung ist er jedoch unerlässlich.
Wie betrachten Lieferkettenmanager Anstiege in der Nachfrage und Skalierung?
Bei diesem Thema geht es um die digitale Reife. Wer über die richtigen Systeme verfügt, ist weitaus besser aufgestellt, um auf Anstiege der Nachfrage zu reagieren – das konnten wir im Laufe der Pandemie beobachten. Für traditionelle Lieferkettenunternehmen, die mit manuellen Prozessen arbeiten und ihre Geschäftsaktivitäten mithilfe von Tabellenkalkulationen verwalten, stellen Nachfragespitzen eine Herausforderung dar, und die Skalierung ist für diese Unternehmen weitaus schwieriger.
Im aktuellen Klima zeigen Nachfragesteigerungen, wo die Schwächen dieser Unternehmen liegen, und beleuchten oft einen Mangel an Flexibilität und Skalierbarkeit. Mithilfe moderner Technologie können Unternehmen die Messlatte weitaus höher legen. Beispielsweise spielen cloudgestützte Datenverwaltungstechnologien eine große Rolle, da sie die Flexibilität und Skalierbarkeit steigern und Unternehmen bei Anstiegen in der Nachfrage entlasten können. Oft steht ein ERP-System im Zentrum der Infrastruktur eines Lieferkettenunternehmens. Deshalb sollten Lieferkettenmanager über nicht-disruptive Technologien sowie entsprechende Dienstleistungen nachdenken. Außerdem sollten sie sich Gedanken darüber machen, wie sie verbesserte Transparenz, Flexibilität und Skalierbarkeit erreichen und gleichzeitig von ihren wertvollen Technologieinvestitionen profitieren können.
Eine weitere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Technologiepartnern. Diese können Lieferkettenunternehmen optimal dabei unterstützen, ihre Transparenz und Flexibilität zu verbessern und ihre Betriebsabläufe zu skalieren. So können sich Lieferkettenmanager auf das konzentrieren, was sie am besten können: die Nachfrage fördern und bedienen. Um ihre Betriebsabläufe zu optimieren, können Lieferkettenunternehmen auch darüber nachdenken, Mitarbeiter zu beschäftigen, die kundenspezifische Lösungen intern entwickeln oder Beratung zu den am besten geeigneten Lösungen bieten. Denn um Veränderungen ohne große Entwicklungsteams intern umzusetzen, sind agile Teams erforderlich.
Damit sich Lieferkettenunternehmen an den neuen Normalzustand anpassen und auf zukünftige Entwicklungen einstellen können, sind sie auf die digitale Transformation angewiesen. Sie hilft ihnen, mit Änderungen bei der Nachfrage umzugehen und sich besser aufzustellen, um ihre Abläufe anzupassen und skalierbar zu gestalten.