Opa Horst geht in die Teleklinik – und schlägt dem demographischen Wandel und der Landflucht ein Schnippchen.
Die Deutschen zieht es in die Städte – und nicht nur die Deutschen. In den Metropolregionen überall in Europa explodieren die Mieten. Auch viele Mittelstädte sind attraktiv und ziehen junge Menschen an. In anderen Regionen dagegen herrscht Leerstand, vor allem die Älteren bleiben. Das hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die medizinische Versorgung. Praxen und Apotheken schließen, ganze Dörfer sind ohne ärztliche Versorgung. Und obwohl es immer häufiger Prämien für Ärzte gibt, die sich in unterversorgten Regionen niederlassen, bleiben viele Praxen dauerhaft leer, wenn der langjährige Chef in Ruhestand geht.
Das ist ein Problem für Menschen wie Opa Horst. Sein Hausarzt wohnt 12 Kilometer entfernt, von den diversen Fachärzten, die er gelegentlich braucht, gar nicht zu reden. Die Bahnverbindung in die Kreisstadt gibt es längst nicht mehr. Der Bus fährt viel zu selten, mit dem Autofahren ist das so eine Sache in Opa Horsts Alter, und Taxen sind teuer für Menschen mit geringer Rente. Warum eigentlich muss sich im 21. Jahrhundert immer noch jeder Patient, der einen Arzt braucht, selbst in Bewegung setzen? Warum kommt der Arzt nicht zumindest ab und an zum Patienten?
Eine digitale Gesundheitsgemeinschaft bietet vielfältige Möglichkeiten, die medizinische Versorgung auf dem Land ganz neu zu denken. Klar, Opa Horst könnte sich per Smartphone oder Tablet-PC mit seinem Arzt zu einer Videosprechstunde verabreden und mit ihm die Blutdruckwerte besprechen, die seine Smartwatch automatisch aufzeichnet. Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten, die die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung bietet.
Dank der elektronischen Patientenakte von Opa Horst oder anderen Patienten hat der Tele-Arzt Zugriff auf alle relevanten Dokumente, kennt die Vorgeschichte – und schickt per digitaler Gesundheitsgemeinschaft auch gleich das nötige Rezept elektronisch an die Apotheke. Und falls diese Apotheke auch nicht im Dorf ist, vereinbart Opa Horst noch in der Tele-Praxis einen Liefertermin – oder er nimmt den Drohnen-Shuttle in Anspruch, der ihm die Medikamente noch am selben Nachmittag nach Hause liefert.
Es sind auch noch ganz andere Dinge denkbar: In Tele-Praxen, die die alten Menschen in den Dörfern zu Fuß erreichen können, erledigen versierte Krankenschwestern große Teile der medizinischen Versorgung – und übernehmen ganz nebenbei die sozialen Aufgaben, die Landarztpraxen schon immer mit ausgemacht haben. Ist ärztliche Expertise nötig, können Krankenschwester und Patient in der Tele-Praxis gemeinsam den Arzt eines Telemedizinzentrums per Videoverbindung ins Behandlungszimmer holen.
Dass in der elektronischen Patientenakte Softwareprogramme vorher überprüft haben, ob sich die neuen Medikamente mit den anderen Medikamenten und mit den sonstigen Erkrankungen von Opa Horst vertragen, versteht sich von selbst. Und falls irgendwann eine Pflegekraft nötig wird, die bei Opa Horst vorbeischaut und ihm die Tabletten stellt, dann hat sie alle Informationen zum jeweils aktuellen Medikationsplan auf ihrem Tablet. Denn auch sie wird dann Teil von Opa Horsts ganz persönlicher, digitaler Gesundheitsgemeinschaft.
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