„Was ich bei READY25 über KI gelernt habe – und was das für die DACH-Region bedeutet“
Ein persönlicher Blick von Kadir Dindar, Geschäftsführer InterSystems DACH
Wie auch einige von Ihnen, geschätzte InterSystems-Partner und Kunden, war auch ich im Juni auf READY25 in Orlando. Mein Key-Takeaway dieser spannenden Tage: Die Technologie transformiert bereits jetzt Geschäftsmodelle, Arbeitsabläufe und Vertrauen – und ebenso unsere Verantwortung als Technologieanbieter für die DACH-Region.
1. KI als Infrastruktur‑Innovation – ein Paradigmenwechsel für Datenarchitektur
McKinsey zeigt im aktuellen "State of AI"-Report (März 2025): 92 % der Unternehmen planen höhere KI-Investitionen‑ in den kommenden drei Jahren, doch nur 1 % hält sich für AI-reif: also tief integriert und mit klar messbarem Geschäftswert im Einsatz.
Der größte Hebel? Die vollständige Integration in Prozesse – und nicht nur Einzelprojekte. Nur 21 % der GenAI-Nutzer‑ haben Arbeitsabläufe bereits neu gestaltet, obwohl gerade das laut McKinsey den stärksten Einfluss auf EBIT-Effekte entfaltet. Genau das wurde auch bei READY25 in vielen Gesprächen und Vorträgen betont: Wer KI nicht als InfrastrukturStrategie‑ behandelt, bleibt wirtschaftlich hinterher.
Für die DACH-Region bedeutet das: Unternehmen müssen Datenplattformen strategisch neu denken – fragmentierte Silos überwinden, KI-fähige Datenbereitstellung sicherstellen und Governance von oben verankern.
2. DACH – Wissensvorsprung vorhanden, Umsetzungskraft entscheidend
Trotz globaler Rückstände bei großen Sprachmodellen (LLMs) zeigt die DACH-Region‑ Potenzial: Auf READY25 traten Unternehmen wie AGIMERO als aktive Mitgestalter auf – mit Use Cases wie KI-gestütztem Procurement, digitalem Produktions-Zwilling oder Echtzeit-Optimierung der Supply Chain.
Doch die Realität in Deutschland mahnt zur Eile: Eine Studie von Bertelsmann Stiftung und IW zeigt, dass der Anteil an KI-Stellenanzeigen seit 2022 bei nur 1,5 % aller Ausschreibungen stagniert, obwohl das Potenzial für eine gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung von 16 % vorhanden ist. Dabei konzentrieren sich die Stellen vor allem im Süden und Südwesten und ländliche Regionen bleiben zurück.
Parallel zeigen Bitkom-Ergebnisse, dass 67 % der Deutschen bereits generative KI (z. B. Chat GPT, Copilot) nutzen, und 74 % KI generell als Chance sehen. Gleichzeitig fordern 62 % Vertrauen in den Anbieter als wichtigsten Faktor für KI-Akzeptanz – und 68 % wünschen sich stärkere Unabhängigkeit von US-Anbietern. Hier liegt die Chance – und die Pflicht: Wir müssen vorhandenes Know-how aus Forschung und Mittelstand in großflächige, skalierte Implementierungen überführen.
3. Nachhaltigkeit, Infrastruktur & Standortpolitik: der systemische Blick
Der Bitkom fordert dringend den Ausbau von Rechenzentren in Deutschland – aktuell verfügt Deutschland über etwa 2,7 GW IT-Anschlussleistung, während die USA rund 48 GW und China 38 GW bieten – ein klarer Wettbewerbsnachteil. Ohne leistungsfähige Infrastruktur aber bleibt KI nur Zukunftsvision.
Zudem zeigt eine Bitkom‑Studie: Digitalisierung – inklusive KI-Einführung‑ – kann bis 2030 rund 73 Mio. Tonnen CO₂ einsparen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Klar ist: Technologische Transformation, Nachhaltigkeit und Standortstrategie dürfen nicht getrennt gedacht werden.
Mein persönliches Fazit: Jetzt kommt es auf Führung und Mut an
Als Geschäftsführer sehe ich klare Konsequenzen:
- KI-Infrastruktur‑ denken statt Einzelpiloten umsetzen
- Governance und Erläuterbarkeit von oben verankern
- KI-Kompetenzmarken wie DACH-Anbieter stärken
- Infrastruktur reifen lassen, Rechenzentren ausbauen, digitale Politik schärfen
READY25 hat mir gezeigt: Ansätze und Visionen sind da. Jetzt braucht es Führung – nicht nur technologische, sondern auch kulturelle.
Wer jetzt investiert, gestaltet mit. Wer zaudert, verliert den Anschluss. Bei Künstlicher Intelligenz ist die entscheidende Frage schon längst nicht mehr, ob wir handeln – sondern wie gut wir es tun.